Eine wahre Begebenheit

Eins vorab, verglichen mit dem was die meisten Frauen im Rahmen einer medizinischen Abklärung der Fruchtbarkeit über sich ergehen lassen müssen ist das onanieren in einen Plastikbecher wohl nicht gerade eine große Sache.
Ihr Frauen müsst da wirklich ganz andere Strapazen durchstehen.
 
Aber ich denke ich spreche im Namen von den meisten Männern:
Mit das Schlimmste ist es für uns, wenn wir euch leiden sehen und wir aber nichts tun können.
 
Wenn ich meiner Frau eine Eileiterdurchgängigkeitsprüfung dadurch ersparen könnte, dass ich mir ein Stück aus der Prostata stanzen liesse, würde ich es tun, aber so geht das leider nicht.
Auch wenn so ein Spermiogramm also im Vergleich keine große Sache ist, so kann es für viele Männer trotzdem eine entwürdigende wenn nicht sogar traumatische Erfahrung sein.
 
Ich schildere euch hier mal meine Erfahrung von meinem ersten Spermiogramm. 
Ist wirklich so passiert!
 
Für mich war das damals natürlich eine reine Routine Untersuchung. Routine nicht in dem Sinn dass ich dauernd irgendwo Spermaproben abgebe, sondern in dem Sinn dass da wohl nichts überraschendes rauskommen wird. Was soll sein? Ich rauche nicht, trinke wenig Alkohol, mache Sport, also wird schon alles passen…. denkste!
Ich hatte also einen Termin in einem Krankenhaus, dessen Namen ich hier nicht genauer nennen will.
 
Spoiler Alert: Mache dein Spermiogramm NICHT in einem Krankenhaus ?
 

Ich habe einen Termin früh morgens ausgemacht, um nicht gleich einen Tag Urlaub nehmen zu müssen. In der überfüllten Ambulanz angekommen, kämpfe ich mir den Weg durch Nierensteine, vergrößerte Prostatae (ja dem großen Latinum sei Dank), baumelnde Urinbeutel, röchelnde alte Männer in Krankenbetten, gelangweilt wartenden Sanitätern und frustriert wartenden Patienten zur Anmeldung durch. Eine sinnvollerweise fast Schalldicht ausgeführte Glasscheibe trennt mich von der Schwester die die Anmeldung macht und so muss ich in dem Tohuwabohu fast brüllen, dass ich zum Spermiogramm komme (tolles Wortspiel). Und damit alle Umstehenden auch genau wissen wer hier ein Spermiogramm macht musste ich auch noch lautstark meinen Namen buchstabieren.

Ich solle bitte Platz nehmen.
Mir ist nicht ganz klar wieso, da ich nicht damit rechne, dass mir eine Ärztin oder Schwester bei meiner bevorstehenden Aufgabe behilflich sein wird. 30 Minuten nach meinem Termin gehe ich nochmal zur Anmeldung um zu fragen wie lange es noch dauern wird. Dort sitzt eine andere Schwester, die mich mit großen Augen anschaut.
„Da müssen Sie doch nicht warten, gehen Sie einfach auf die Station zweite Tür links“
Na toll, denke ich mir, warum nicht gleich so.

Die zweite Tür links ist zu, ich klopfe und dahinter in einem kleinen Raum befinden sich zwei Schwestern und 3 Studentinnen.
 
Ich sage wieder mein Sprüchlein auf und eine der Schwestern ruft, wie umsichtig von ihr, doch tatsächlich einen Mann (Krankenpfleger), der mich in den „Gewinnungsraum“ führen soll. Kein Scherz, die nennen das wirklich so. Ich komme mir vor wie in einer Zuchtbullen Anstalt. Der Pfleger, grimmig, kurzrasiert, tätowiert und vermutlich mit einem Nebenjob als Cagefighter, begleitet mich und meinen kleinen Plastikbecher zum Aufzug. Wir steigen ein und er drückt auf die Taste „-2“.
 
Das klingt vielversprechend.
Und tatsächlich kommen wir im Keller an. Auf dem Flur flackern Neonröhren, alte Möbel stehen im Gang und das ganze wirkt wie in einem schlechten Horrorfilm. Er führt mich zu einer Art Bunkertür die er zuvorkommend öffnet um mir den Vortritt zu lassen. Noch ein paar Stufen hinunter und mich empfängt der kühle Charme nackter Betonwände und bläulicher Neonröhren die dem fensterlosen Raum schon fast Wohlfühlatmosphäre verleihen. Der Pfleger verabschiedet sich mit den aufmunternden Worten
„Vorher Hände desinfizieren! Und keine Spucke verwenden!“ wieder nach oben.
 
Ich schließe die Kerkertür und blicke etwas ratlos im Raum umher. In der Mitte steht ein einzelner Metallstuhl dessen Sitzpolster und Lehne geschmackvoll mit einer dicken Plastikfolie überzogen sind. Das ganze wirkt wie die Folterszene aus einem James Bond Film. Würde ich auf Sadomaso stehen wäre ich vermutlich schon richtig in Fahrt.
 
Ok hilft ja nichts.
Ich desinfiziere mir gehorsam die Hände und setzte mich erst mal auf das knarzende Plastik.
Wie soll ich bitte in so einem Raum „in Stimmung“ kommen?
Zum Glück gibt es youporn denke ich mir und zücke mein Handy. Da hat wer bei der Planung des Gewinnungsraumes echt mitgedacht. Natürlich gibt es kein Internet in einem Verlies….
So eine Scheiße….
 
Auf einem kleinen Holztisch entdecke ich einen Stapel abgegriffener Zeitschriften mit einschlägigem Bildmaterial.
Bei dem Gedanken wie viele vor mir bereits diese Zeitungen durchgeblättert haben geht mir zwar nicht gerade einer ab, aber man muss halt nehmen was man kriegen kann. Relativ bald fällt mir auf dass diese Zeitungen schon seeeeehr lange dort liegen müssen. Die Intimfrisurenmode der abgebildeten Damen erinnert an Sepia Fotos von FKK-Bädern in DDR Zeiten an der Ostsee.
Ich blättere weiter und gelange in eine vielversprechend offenherzige Bilderreportage mit einem gravierenden Nachteil. Die Protagonisten sind zwei Männer. Ein Homoheftchen?!?!?! Also ehrlich, wieviel Schwule gibt es mit Kinderwunsch die zur Untersuchung ihrer Fruchtbarkeit ein Spermiogramm machen??
 
Aus Marketing Sicht würde ich bewerten: „Zielgruppe verfehlt“,“Setzen, 6!“
Ich bin echt stinkig.
 
Die Zeitschriften sind also auch keine Hilfe. Ich bin schon am Überlegen das ganze Vorhaben abzublasen (wieder so ein tolles Wortspiel) weil ich mich durch die erotische Kapazität dieser Folterkammer einfach nicht genug unterstützt wähne.
Also versuchen wir es halt mit geschlossenen Augen, ich kann ja auch meiner Fantasie freien lauf lassen.
 
Ich öffne den Reissverschluss meiner Hose weil ich mich nicht mit nacktem Hintern auf die wer weiß wann zum letzten mal desinfizierte Plastikfolie setzen möchte. Wer das mit dem offenen Reissverschluss schon mal probiert hat weiss, dass mit Boxershorts und hochgezogener Hose die erforderliche Bewegungsfreiheit ziemlich zu wüschen übrig lässt. Ich entscheide mich deshalb doch dazu die Hose samt Boxershorts auszuziehen und lege ein Papierhandtuch auf die Plastikfolie.
So jetzt nochmal von vorn, Augen zu und durch….
Ich versuche mich zu entspannen und lehne mich nach hinten. Ein verhängnisvoller Fehler. Ich gleite samt Papierhandtuch wie eine reibungslose Magnetschwebebahn vom Stuhl und kann mich im letzten Moment davon abhalten, halb nackt auf den Betonboden zu krachen. Mir kommt der Gedanke, dass irgend ein Spanner an der Decke eine Kamera montiert hat. Noch so eine Fantasie auf die ich nicht gerade stehe….
Oder es bricht gleich Frank Elstner durch die Tür und ruft „Herzlich Willkommen bei der versteckten Kamera…!“
Gut, dann halt im Stehen.
 
Ich erspare euch jetzt die Details, aber nach einer gefühlten Ewigkeit, packe ich meinen aufgrund fehlender Schmierung ganz schön wund gerubbelten Freund und den kleinen Plastikbecher inklusive Inhalt wieder ein und mache mich auf den Rückweg aus dem Gewinnungsraum.
Oben angekommen kassiere ich von den Schwestern einen Blick a la „das hat ja ganz schön gedauert“ und ich gebe mein Becherchen ab. Ich bin so perplex, dass ich nicht mal mehr konstruktive Kritik was die Zeitschriftenauswahl angeht anbringe. Ich will einfach nur noch raus hier.
Auf ins Büro….
 
Und die Moral von der Geschicht?
Auch für uns Männer ist das nicht immer so einfach….
 
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Michael